Was ist eigentlich ein Jahrestrend?

Im Potpourri astrologischer Angebote gehört der „Jahrestrend“ zu den beliebtesten Themen. Doch was genau ist damit gemeint – und wie erstellt man für Klientinnen und Klienten einen solchen Jahrestrend?

Grundlage jeder astrologischen Deutung ist das persönliche Geburtshoroskop (mit Ausnahme der Stundenastrologie, die auf eigenen Regeln basiert). Deshalb beginne ich stets mit der Analyse des Radix, das anschließend durch verschiedene Prognosemethoden ergänzt wird.

Als Erstes ziehe ich meist das Solarhoroskop heran, wenn ich wissen möchte, welche Themen im kommenden Jahr anstehen. Es berechnet sich aus der Rückkehr der Sonne auf ihre exakte Radixposition. Steht die Sonne im Geburtshoroskop beispielsweise auf 22°56‘ Zwilling, so wird sie für das Solarjahr wieder genau auf diesen Grad gestellt. Dadurch entsteht ein neues Horoskop mit einem anderen Aszendenten und einer veränderten Planetenverteilung. Letztlich handelt es sich um ein Wiederkehrhoroskop: die Rückkehr der Sonne zu ihrer Geburtsposition. Bei der Deutung geht es daher vor allem um solare Themen – Lebenskraft und Gesundheit, soziale Stellung, Autorität und Macht (oder deren Mangel), den Umgang mit diesen Bereichen sowie das Bestreben, mit der Welt in Kontakt zu treten. Ebenso entscheidend ist die Stellung der Sonne im Solar- wie auch im Geburtshoroskop.

Die gängigste Prognosemethode in der westlichen Astrologie ist die Arbeit mit Transiten. Das Geburtshoroskop zeigt die Konstellationen zum Zeitpunkt der Geburt. Sonne, Mond und Planeten ziehen in ihrem eigenen Rhythmus weiter, und auch der Fixsternhimmel bewegt sich – langsam, aber unaufhörlich. Sobald ein Transitplanet eine Radixposition erreicht oder aspektiert, entsteht Resonanz: Die betreffende Planetenenergie wird auf eine neue Ebene gehoben. Dies kann sich innerlich in Form von Erkenntnissen oder äußerlich durch konkrete Ereignisse bemerkbar machen.

Jeder Planet verkörpert einen Archetypus. Er kann sowohl eine Teilpersönlichkeit im Inneren darstellen als auch im Außen in Erscheinung treten. Mars steht zum Beispiel archetypisch für Ares, den Gott des Krieges: 

 - psychologisch für Mut, Durchsetzung, Kampfgeist, Energie, Antrieb, Selbstbehauptung und Aggression.

- Sozial entspricht er dem Liebhaber, dem Rivale, der Konkurrenz;

-  Körperlich dem Kopf, der Galle, Muskulatur, den Sehnen und männlichen Sexualorgane, er steht für Fieber, Entzündungen, für Hitze und Infektionen;

- Geistig verleiht er Gedanken und Worten Kraft, Richtung und Schlagkraft;

- Im Außen symbolisiert er scharfe Werkzeuge, Verletzungen, Feuer, Auseinandersetzung, Sportstätten, Kampfarenen, Wettkämpfe aller Art...

Wird die Mars-Energie durch einen Transit aktiviert, kann sie sich auf all diesen Ebenen zeigen. Welche davon zum Tragen kommt, klärt sich stets im persönlichen Gespräch.

Zusammengefasst geht es bei Transitdeutungen also um innere Entwicklungsthemen ebenso wie um konkrete äußere Ereignisse.

Die dritte wichtige Prognosemethode ist das progressive Horoskop, auch Sekundärprogression genannt. Was sich im Solar und in den Transiten zeigt, sollte sich hier widerspiegeln.
Das Progressionshoroskop ist im höchsten Maße individuell. Die Stellung eines progressiven Planeten ist einzigartig für eine bestimmte Person. Bernadette Brady beschreibt es so: „Progressionen bringen das Universale auf eine persönliche Ebene. Sie nehmen ein kleines Stück vom Universum – etwa die ersten drei Lebensmonate eines Menschen – und stellen alle Informationen, die das Sonnensystem in dieser Zeit hervorbringt, dem Individuum zur Verfügung: im Verhältnis von einem Tag universeller Zeit zu einem Jahr menschlicher Zeit.“
Das Progressionshoroskop zeigt die jährliche Weiterentwicklung des Geburtshoroskops: Welche Aspekte wurden exakt oder lösen sich? Welcher Planet hat das Zeichen oder Haus gewechselt, die Richtung verändert? In Verbindung mit dem Radix ergeben sich daraus die Schwerpunktthemen des jeweiligen Jahres.

Alle drei Methoden – Solar, Transite und Progressionen – beruhen auf der Analyse von Sonne, Mond und Planeten in ihren Zeichen und Häusern. Sie weisen auf Themen und Ereignisse hin, die sich auf vielfältige Weise ausdrücken können. Ihr Ziel ist es, uns ein tieferes Verständnis unserer selbst zu ermöglichen, damit persönliches Wachstum geschehen kann.